Eine Reise zu mehr Bewusstsein...
...vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, drei Wochen auf Bali zu verbringen eine Erfahrung, die mich tief berührt hat. Besonders eindrucksvoll war eine einwöchige Meditationsreise im Bali Usada, die mir mehr als nur Entspannung brachte. Sie öffnete mir die Augen für eine Realität, die mir im hektischen Alltag Europas oft entgleitet.

Der Mensch im Fokus
Was mir auf Bali sofort auffiel, ist der zwischenmenschliche Umgang. Trotz finanzieller Herausforderungen und teils grosser Armut begegnen sich die Menschen dort mit einer besonderen Wärme. Sie strahlen eine Verbundenheit aus, die ich in der westlichen Welt oft vermisse. Man blickt sich in die Augen, lächelt einander an "eine einfache Geste", die hier in der westlichen Welt immer seltener wird. Wo auf unserer Reise im Leben haben wir dieses Miteinander verloren, liegt es an Social Media, an unserem Wohlstand oder Angst etwas abgeben zu müssen? Es scheint eine Angst oder ein Gefühl zu geben worüber wir hier nicht offen sprechen wollen.
Verkehr als Spiegel der Gesellschaft
Ein weiterer Punkt, der mich auf Bali erstaunt hat, war der Verkehr. Er mag auf den ersten Blick chaotisch wirken Roller, Autos, Fussgänger, alles scheint wild durcheinander zu fliessen. Doch trotz des Gewusels gibt es eine ungeschriebene Regel: Jeder ist für das verantwortlich, was vor ihm passiert, nicht hinter ihm. Es wird gehupt zum ankündigen, niemand beschwert sich man gibt einander Raum, man achtet einander und lässt die Dinge fliessen. Es ist faszinierend, wie viel ich auf meinem Scooter unterwegs war, ohne auch nur einen einzigen Unfall zu beobachten. Der Strassenverkehr dort ist ein Sinnbild für das Vertrauen und die Rücksichtnahme der Menschen. Vielleicht sieht das in Statistiken anders aus, zumindest waren dies meine Erfahrungen. Die Menschen in Bali glauben an Karma und diese positive Energie spührt man. Das ist ein Beispiel, ich denke allerdings ein sehr gutes, da bei uns in der Schweiz oder in anderen europäischen Länder der Verkehr ein sehr guter Spiegel ist wie unsere Gesellschaft miteinander umgeht.
Der Kapitalismus und seine Schattenseiten
Zurück in der Schweiz wird der Kontrast noch deutlicher. Hier dominiert der Kapitalismus eine Wirtschaftsform, die auf dem Streben nach maximalem Profit basiert und im Grundgedanke auch gut ist und für all unseren Erfolg steht. Was mir zunehmend auffällt, ist allerdings die wachsende Verantwortungslosigkeit, vor allem bei den Gewinnern des Systems. Was meine ich damit genau? Z.B die jenigen, die am meisten profitieren, tragen aus meiner Sicht eine grössere Verantwortung für die Verlierer aus solch einem System. Nein ich bin nicht Links, ich finde allerdings man muss auch Verantwortung tragen und Konsequenzen ziehen wenn etwas nicht läuft und sich gerade machen, das Rückgrat fehlt mir oft vor allem weil so viel davon moralisch gesprochen wird.
Aus meinem Gefühll heraus möchte diese Verantwortung kaum jemand mehr übernehmen. Wir werden aufgezogen als Elbogengesellschaft und es wird oft noch als "Smart" dargestellt wenn man sein Gegenüber geschäftlich in die Pfanne gehauen hat, ohne Rücksicht auf Verluste.
Ein Beispiel sind oft grosse Konzerne, die gegen Tarife Preise bestimmen können, Zahlungsfristen bestimmen, die Gelder niedrig versteuern können, Fachkräfte aus Billiglohnländern anheuern und somit zwar von einer Infrastruktur profitieren die auf einem starken Fundament gebaut wurde sich aber jeglicher Verantwortung entziehen diese zu erhalten und versuchen alles für sich heraus zu holen.
Die Folgen aus meiner Sicht: Je extremer dieses System wird, desto mehr Verlierer wird es neben Gewinnern produzieren. Wenn wir die Menschen, die auf der Strecke bleiben, nicht mehr durch billige Konsumgüter und Ablenkung auffangen können, wird die Unzufriedenheit, der Umgang miteinander und die Kriminalität zwangsläufig zunehmen oder noch einfacher gesagt alles wird extremer. Was soll dann kommen? Ein noch stärkerer Staat, noch mehr Kontrolle, mehr Psychotherapie, Drogen/Medikamente und Sicherheitsmasnahmen? Doch wer will noch mehr Staat und Überwachung? Das kostet nicht nur mehr Geld, es führt auch in eine Abwärtsspirale und in Welten in denen sich Menschen zurückziehen in denen wir sie verlieren werden.
Ich sehe unser westliches kapitalistisches System am Scheitern. Die Politik und Demokratie für vieles gut und für vieles zu schwach, um klare Rahmenbedingungen zu setzen und Perspektiven zu zeigen und leider zu eng mit der Wirtschaft verflochten. Korruption und eigene Machtinteressen verhindern notwendige Veränderungen. Das Resultat? Eine immer höhere Rate unzufriedenen Menschen, an psychischen Erkrankungen, extremen Ansichten und Suiziden. Die Zahl derer, die sich in diesem System verloren fühlen, wächst stetig. Hier könnte man sich auf aktuelle Statistiken stützen, die zeigen, wie viele Menschen in der Schweiz und in Europa unter dieser Belastung leiden oder auch an der Armutsgrenze leben.
Entfremdung und die Suche nach Heimat
Am Ende braucht der Mensch mehr als materiellen Wohlstand. Er braucht einen Ort und Menschen, bei denen er sich zuhause fühlen kann wo er so sein darf, wie er sich wohlfühlt. Doch genau diese Verbindung, dieses Gefühl des Dazugehörens, geht in unserer Gesellschaft immer mehr verloren, durch den Fokus auf wirtschaftlichen Erfolg in Kombination mit immer mehr Social Media.
Als Künstler sehe ich es als meine Aufgabe, solche unangenehmen Wahrheiten anzusprechen. Ich fühle mich dazu verpflichtet, weil ich spüre, wie die Gesellschaft auseinanderdriftet. Probleme werden oft in Schwarz- Weiss-Kategorien gepresst: Entweder ist man der gleichen Meinung, oder man wird zum Gegner. Doch das Leben besteht aus so vielen Grautönen, aus so vielen Perspektiven und Realitäten.
Der Weg zurück zu uns selbst
Je nachdem, wo man aufwächst und welche Prägungen man hat, gibt es unterschiedliche Vorlieben, findet verschiedene Dinge schön oder richtig. Doch jeder glaubt, die eigene Sichtweise sei die absolut richtige. Wie schaffen wir es also, die Menschen wieder näher zusammenzubringen?
Meine Antwort: Indem der Mensch die Zeit bekommt sich wieder auf sich selbst zu besinnen. Wir können wieder lernen, mehr nach innen zu schauen, uns selbst zu verstehen und uns wieder selbst zu hören und zu heilen. Der Weg zu einer gesünderen Gesellschaft beginnt mit dem individuellen Bewusstsein. Wenn wir uns wieder spüren, können wir auch anderen mit mehr Verständnis und Toleranz begegnen.
May all beings be happy
Alexander Palacios
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